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Art - of - Larp

DarkFantasy

Wieland Schmiedesohn

Schutzpatron der Zechpreller.

Nachsinnen über den Heiligen St. Wieland den Selbstlosen

Als ich zuerst den Weg des späteren Heiligen kreuzte, konnte ich mir kaum vorstellen, dass ich ihn einmal in einer Reihe mit großen Namen wie St. Hlûthar, Sta. Yppolita, oder St. Geron den Einhändigen nennen und anbeten werde und schon gar nicht, dass ich es sein würde, der ihn in diesen erlauchten Kreis erhebt. Als ich ihn traf, sah ich in ihm nicht mehr als einen tapferen Gemeinen, der mit wenig Anstand und Ehre, dafür mit großer Heimatverbundenheit einen schier unmöglichen Kampf gegen die Scharen Balphemors und Lorkas führte. Er liebte seine Heimat, das Fünfländereck und auch wenn er selbst aus Mirbach stammte, war ihm am Wohlergehen der anderen vier Ländereien (Olberg, Hohenlob, Nagenranft und Langenstadt) ebenso viel gelegen. Er sah sich als Art weltlicher Führer der Regionen des Fünfländerecks, ohne dabei einen gebührenden Titel oder überhaupt Stammbaum aufweisen zu können. Um im Namen der Herrin die Wahrheit nicht zu verschweigen, muss ich gestehen, dass ich ihn zuallererst mit großer Skepsis, gar Argwohn betrachtete und ihm nicht weiter traute, als den Vorhersagen der alten Lanzelind, die nahe des Nebelmoors ihre kleine Hütte hatte und unserer Magd immer neue Flausen in den Kopf setzte.

Doch wie die Leuin weiß, lag ich mehr als falsch. Wieland zeigte sich in den folgenden Jahren ausgerüstet mit rondrianischem Mut und einer Entschlossenheit, die nur ein Weidener von Sturheit zu unterscheiden vermag, dass sich mein erster Eindruck des Helden pulverisierte. In zahlreichen, oft verlustreichen Gefechten habe ich mit großem Stolz und Ehrgefühl neben ihm gestritten und das Wirken Rondras in seinen Augen gesehen. Wieland, wenn auch er nicht immer alle Lehren der Donnernden verinnerlicht hatte, überzeugte jedoch in ihrer wichtigsten Tugend vollends. Die Verantwortung für den Schutz der Schutzlosen. Wie eine Löwin ihre Jungen beschützt, so stellte sich auch Wieland vor die letzten Bewohner des Fünfländerecks und den namenlosen Schergen der dämonischen Paktierer entgegen. Keine Verletzung, nicht einmal der Verlust seiner Schwerthand konnten ihn hindern, sich immer und immer wieder dem Feind zu stellen und ihm die Stirn zu bieten. Was ihm an Finesse, Stärke und Eleganz im Umgang mit dem Schwert fehlte – wie sollte auch ein einfacher Mann, wie er es einst war, seinen Schwertkampf so meistern können – machte er mit Entschlossenheit und Mut mehr als wett.

Der Heilige wurde wieder und wieder verletzt, gequält und umzingelt von den finsteren Gewalten, doch beugte er sich ihnen nie. Er stieß die Dunkelheit von sich und stand unter dem Schutz der himmlischen Kriegsherrin. Sie hatte noch eine große Aufgabe für ihn. Als das Herz der Lorka geborgen wurde und nur ein Weg zur Vernichtung der dämonischen Widersacher übrig bliebt, zeigte sich ihm die letzte Lösung. Mit der Selbstlosigkeit, die ihn immer wieder zwischen die namenlosen Feinde und ‚seine‘ Schützlinge, die Bewohner des Fünfländerecks, geführt hatte, war es für Wieland keine Frage, ob er das Opfer der Opfer bringen sollte. Während alle anderen Anwesenden noch diskutierten, Balphemors Worten, wie das Herz zu zerstören sei, kein Vertrauen schenkten, konnte Wieland nicht mehr abwarten. Vor ihm hing mit Lorkas Herz das Ziel all seiner Bemühungen der letzten Jahre und so nahm er die mühsam erkämpften Artefakte und mit vollem Wissen, dass das Ende Lorkas und Balphemors auch sein Ende sein würde, trieb er die Artefakte in das schlagende Herz der Paktiererin und beendete heldenhaft wie tragisch ihren festen Griff um das Fünfländereck. Nach seinem Tod kehrte schlagartig Ruhe ein. Das Herz hörte auf zu schlagen, Balphemor löste sich auf und Wielands Freunde und Gefolgsleute standen einige Augenblicke erstarrt vor Schock. Wieland ging, wie er jahrelang gestritten hatte, als Mann der Tat und des unerschütterlichen Mutes. Er gab sein Leben für die Schwachen und Schutzlosen, wie es ein wahrer Krieger der Rondra tat.

Als ich wenige Jahre später in meiner letzten Prüfung der Rondra vor meiner Weihe zum Priester der Himmlischen auf dem Boden lag und mein Lehrmeister Hauwolf Emeranus Rondrikan von Firunstein mit dem Rondrikan ausholte und mein Ende mir sicher war, da erschien mir Wieland. Seine Worte ließen mich in die Schneide greifen. Mit bloßen Händen griff ich, von Rondra geschützt, die Klinge des mächtigen Schwerts und besiegte meinen Meister. Wieland stand vor meinem geistigen Auge und applaudierte mit dem Rest. Ich sah also bereits hier, dass Rondra ihn als einen ihrer größten Krieger ausgewählt hatte, sodass ich als erste Tat nach meiner Weihe die Gelegenheit beim Schopfe griff und den Selbstlosen als neuen Heiligen in die Reihen der ruhmreichen und bewundernswertesten Diener Rondras erhob. Dies war der schönste Moment meiner rondrianischen Dienerschaft. Die Aufnahme dieses Mannes an Rondras Tafel, den ich mit Stolz als meinen Freund bezeichne.


- Rondril Waldemar Coma Nitida von Sturmwacht -