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Wurde euch auch ein Leid zugefügt oder einem Menschen der euch lieb ist?
Vielleicht sitzt auch nur euer Herz am rechten Fleck. Ja, der Krieg ist
vorbei und die spärlich gesäten Soldaten und Büttel zeigen, dass der Kampf
nur knapp entschieden wurde. Da stellt sich die Frage. Wer verfolgt die
letzten Halsabschneider und Plünderer? Die ohne großen Widerstand abseits
der Wege, in Begleitung einer schwarz gewandeten Gestalt, geschickt ein
Herrschaftsgebiet nach dem anderen durchqueren. Bis sie wie vom Wind
getragen an einem Wald ankamen.
Ein Fluss, an dem weder ein Baron noch die Bauern übersetzen würden,
macht diesen stillen Wald zu einer Halbinsel. So verweilt still die Rohdenburgruine
als einzige Möglichkeit, um den Wald zu betreten und auch wieder zu verlassen.
Lasst uns, egal ob Krieger, Magier, Alchemist, Schmied, Gerber oder Köhler,
gemeinsam an der Ruine „der verwachsenen Pforte des Waldes“ unsere Zelte
aufschlagen und das Geschmeiß belagern!
Ein Teil der Con ist der Alchemie gewidmet, diesbezüglich wird es allerhand zu entdecken geben. Im Vordergrund stehen zusätzlich der Kampf, Mysterien und etwas Horror. Im Bereich Horror sind wir selbst gespannt, wie stark es auf euch wirken wird.
ist am 16.09.2016 ab 18 Uhr in Menden und endet am 18.09.2016 um 14 Uhr. Frühere oder spätere Abreisen sind nach Absprache möglich.
Hier hatte einst alles einmal seinen Anfang genommen. Lang ist es her.
Ich weiß nicht mehr,
wann es begonnen hatte..,
diese Dunkelheit,
die sich um mein Herz legte, als wollte es dieses ersticken und jede menschliche Regung aus ihm heraus pressen…
Ob es der Moment war, als man mir gesagt hatte, dass mein Geliebter nicht zurück-kehren würde oder jener Augenblick,
als die Tritte in meinem Bauch, die vor wenigen Monaten eingesetzt hatten – erst vage und dann immer deutlicher,
voller Lebenswillen – plötzlich schwächer wurden bis sie schließlich ganz erstarben..
Ich wusste nur,
ich wollte sie zurück,
um jeden Preis,
und so begann mein dunkler Kreuzzug,
begann ich damit eine Armee um mich herum zu versammeln.
Chaos und Zerstörung wurden zu meinen ständigen Begleitern auf der Suche nach dem Einen, das sie mir zurückbringen würde..
Mein Weg führte schließlich nach Hohenlob und seine Grenzen, dem Niemandsland des Fünfländerecks. Mit meiner treuen rechten Hand, der Kräuterkundigen Larissa Thaler, untersuchte ich ein seltenes Exemplar des Rattenpilzes, dem nachts die wildesten Wirkungen nachgesagt werden, als wir von einer Gruppe bewaffneter Reisender attackiert wurden. Die wenigen Gesprächsfetzen, die der Wind an mein Ohr trug, verhießen, dass sie auf Aufforderung des Kanzlers von Nagenranft gekommen waren. Bei dieser Auseinandersetzung geriet nicht nur meine Diplomatin in Feindeshand. Zudem wurde ich auch von meiner treuen Leibwache getrennt und büßte mein wertvolles Buch ein, in dem ich meine gesamten bisherigen Forschungsergebnisse verzeichnet hatte.
Erbost über den Verlust ließ ich einige Bewohner des Dorfes, welches die fremden Reisenden aufgenommen hatte, entführen und foltern, um den Aufenthaltsort des Buches in Erfahrung zu bringen. Doch das Bauernpack war standhafter als erwartet und so befahl ich meinem Magierschüler einen von ihnen mit einem Zauber zu belegen und sie ins Dorf zurückzuschicken, damit sie mir das Buch brächten. Mein Späher berichtete mir kurz darauf, dass sie zwar versucht hatten, den Bannkreis, der um mein Buch gezogen worden war, zu durchbrechen, dass aber unter den Reisenden auch ein Geweihter gewesen sei, der den Zauber aufzulösen vermocht hatte. Allein das hätte mich schon in Rage versetzt. Als mich dann noch die Kunde erreichte, dass mein Lager angegriffen worden war, begann ich zu toben.
Was fiel diesem Gesinde ein sich in meine Pläne zu mischen?
Ich würde sie schon meinen Zorn spüren lassen.
und von jenem Moment an begann ich die dunklen Energien zu sammeln und meinen düsteren Plänen Form zu verleihen.
Mächtiger und bedrohlicher als jemals zuvor..
Die Dämmerung brach an, als wir die Ruine erreichten.
Hier war die Macht am stärksten und hier sollte es geschehen. Ich vernahm die Schritte der Bewaffneten, die durch den Wald stapften.
Sie würden zu spät kommen.
Unter mir hatte mein talentierter Schüler bereits eine Armee der schrecklichsten Kreaturen geschaffen. Untote bedeckten den Waldboden, Monster, deren dunkelrote Klauen einem Mann ohne größere Schwierigkeiten das Herz aus der Brust reißen konnten. Verzerrte Fratzen, direkt aus der Hölle, begierig zu töten, zu zerreißen, was dumm genug war sich ihnen in den Weg zu stellen. Vor meinen Füßen lag ein zitternder junger Mann, eine reine Seele und genau deshalb hatten wir ihn ausgesucht.
"Für dich, meine Herrin"
hatte mein Schüler ausgerufen, als er ihm die Kehle durchschnitt und dessen leuchtend rotes Blut die Ruinenmauer hinabrann.
Ich erhob meine Stimme:
Tote Augen, düstre Fratzen,
kaltes Lachen, schrill und tief...
Aus der Dunkelheit kommst du böser Geist,
zu der Stimme, die dich rief
Wieder und wieder rezitierte ich diese Worte, wie ein unheiliges Mantra,
legte mein ganzes Begehren in sie und aus brackigen Lache des Blutes erhob sich gewaltig, bösartig, übermächtig
ein Dämon,
so furchteinflössend, dass allen Umstehenden das Blut in den Adern gefror.
Wie eine Furie stürzte er sich auf die vor Entsetzen wie gelähmten Krieger, fegte sie mit seinen messerscharfen Klauen vom Schlachtfeld, als wären sie bloße Spielfiguren. Dann schien wieder Bewegung in die Männer und Frauen zu kommen und sie gingen zum Gegenangriff über, kämpften nicht weniger als um ihr Leben. Ihr Schreien und Stöhnen mischte sich mit dem Geräusch brechender Knochen und aufeinander prallender Klingen zu einer grotesken Kakofonie.
Ich weiß nicht mehr,
wann es begonnen hatte
oder wie
aber ich wusste genau,
wann es endete
hier im sachte fallenden Regen,
auf blutdurchtränkter Erde..
Erst spürte ich den Stich im Bein und sank zu Boden, dann traf mich die Klinge am Hals. Warmes Blut durchtränkte meine Kleidung, als es sich wie ein steter Bach aus der klaffenden Wunde ergoss. Für einen Moment erstarb meine Stimme, doch ich wendete meinen Blick nicht von meinem Dämon ab, der, mittlerweile sichtlich geschwächt, von der anstürmenden Armee zurückgedrängt worden war. Und während es um mein Bewusstsein stetig dunkler wurde, erkannte ich meinen Schüler an meine Seite eilen, spürte seine Hände auf meiner Brust, die neue Energie durch meinen Körper pulsieren ließ. Kraft, die ich direkt auf meinen Dämon übertrug. Doch mit jeder Kugel, die ihn traf, mit jeder Klinge, die sie in seinen Körper stießen, schwankte er mehr. Und als er fiel, von Schwert durchbohrt und Hammer zerschmettert, schlug auch über mir die Dunkelheit endgültig zusammen.
Stille
Schweigen
Dunkelheit
und dann,
mitten in der alles verschlingenden Schwärze, eine leise Stimme, die meinen Namen rief..
Und plötzlich lichtete sich die ewige Nacht für einen Moment und gab den Blick frei auf ein Schlachtfeld. Der Boden war übersät mit Leichen, menschlicher wie nicht-menschlicher Natur. Sie waren erstarrt, unnatürlich verrenkte Glieder, panisch aufgerissene Augen, die die Grausamkeit des Schicksals nicht zu begreifen vermochten. Mitten drin , auf einer Anhöhe, kniete ein Mann neben einer dunkel gekleideten Gestalt, die aussah, als würde sie nur schlafen, wäre da nicht die getrocknete Lache von Blut gewesen, die sich wie ein verkehrter Heiligenschein um ihren Kopf erstreckte.
Ich trat näher.
Beobachtete, wie der Mann sich tiefer beugte und sie in seine Arme nahm. Die Kapuze fiel zurück und offenbarte das blasse Gesicht einer jungen Frau.
Und da erkannte ich sie,
die Tote, die mein Gesicht trug,
und ich erkannte ihn, den Mann, der mir treu gedient hatte von jenem Zeitpunkt an, als ich meinen wahnsinnigen Kreuzzug begonnen hatte. Nicht von meiner Seite gewichen war, seit er mir bei unserer ersten Begegnung in männlichem Übereifer geschworen hatte mich vor allem Unheil zu bewahren. Wie hätte er damals auch von den Dämonen ahnen können, die bereits in mir tobten?
Ich hatte ihn nie wissen lassen, wieviel mir seine Nähe und Treue wirklich bedeutet hatten und nun war es zu spät.
Ich streckte meine Hand nach ihm aus, und sie ging durch ihn hindurch..
Also sah ich nur stumm zu, wie er mir fast zärtlich etwas Blut aus den Augenwinkeln wischte während sich seine Lippen lautlos bewegten. Vielleicht hatte er allein je um die Zerbrechlichkeit geahnt, die ich geschickt unter meinem Mantel aus strenger Autorität und einer mächtigen Aura aus Unnahbarkeit zu verbergen gewusst hatte.
Sein Blick glitt über meine Gestalt, den kleinen gewölbten Bauch und in seinem Gesicht las ich den Kummer und die stille Anklage über den Verlust zweier Leben, die auf eine Schlag ausgelöscht worden waren.
Doch ich spürte nichts..
Mit meinem toten Körper in den Armen erhob er sich und ging einige Schritte weit zu dem nah angrenzenden Hexenteich, wo er mir ein Grab schuf.
Wie paralysiert sah ich dabei zu, wie er meinen Körper vorsichtig in die Dunkelheit der Erde gleiten ließ, zögernd Erde darüber schüttete und sich schließlich nach getaner Arbeit erhob.
Als er sich umdrehte und mich anschaute.. oder durch mich hindurch, hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert. Kummer und Schmerz waren einem Zorn gewichen, der sein Gesicht verzerrte, tiefe Falten in seine Stirn grub und er ballte die Fäuste. Seine Augen waren nicht länger dunkel vor Traurigkeit, sondern spiegelten Entschlossenheit wider und bevor ich begriff, was er tat, begann er zu laufen.
Ich folgte ihm und holte ihn am Rande des Dorfes ein.
Was hatte er vor?
Wollte er jeden Dorfbewohner dafür abschlachten, dass sie mich gerichtet hatten? Das Blut vieler Frauen, Kinder und Greise vergießen, weil sie noch lebten und ich nicht?
Ich kannte diesen Ausdruck in seinem Gesicht, kannte ihn nur zu gut, hatte ihn schon viele Male zuvor gesehen und es hatte nie gut geendet.
Er wurde langsamer und ich sah, dass sich ein Mob auf dem Marktplatz eingefunden hatte. Mitten unter ihnen ein Junge in Ketten, begleitet von einigen, die seltsam aussehende, leuchtende Steine trugen und versuchten in unmittelbarer Nähe zu ihm zu bleiben.
Hätte ich noch ein Herz gehabt, wäre es wohl stehen geblieben, als ich den jungen Mann erkannte. Mein Magierschüler.
Er wirkte geschwächt. Sein Gang war schleppend, wenn sie ihn nicht gerade vor sich her trieben.
Sie schrien und deuteten voller Verachtung und Wut auf ihn. Es waren dieselben Dorfbewohner, die ich hatte entführen und foltern lassen, um wieder an mein Buch zu gelangen. Ihre Kleidung war zerrissen und Blut verkrustet. Ihre Gesichter geschunden, meine Soldaten hatten ganze Arbeit geleistet.
Plötzlich zog einer von ihnen einen Dolch hervor,
und wenn ich auch nie an die Hölle geglaubt hatte,
das war sie,
als ich hilflos mitansehen musste, wie der Mann, wieder und wieder auf meinen Schützling einstach und sein Blut den Boden rot färbte..
Sie ließen ihn liegen, als sie ihren Rachedurst an ihm gestillt hatten und der Mob löste sich auf.
Nur er und ich blieben zurück.
Langsam, nicht fähig zu glauben noch zu begreifen, wovon ich selbst vor wenigen Augenblicken noch Zeuge geworden war, trat ich an ihn heran und sank neben ihm zusammen.
Sein Gesicht, einst so voller Eifer und Lebensfreude, war nun kalt und weiß wie eine Totenmaske. Ich streckte die Hand aus und wusste doch im gleichen Moment, dass ich ihn nicht berühren können würde, nie wieder..
Ihn nie wieder lehren und mich an seinen Erfolgen freuen würde, an der Lebendigkeit seiner Jugend, seinem stolzen Lachen, wenn ihm ein Zauber gelungen war, an dem Kind, das ich nie haben würde..
Er war viel zu jung gestorben.. Wenn ich noch Tränen gehabt hätte, so hätte ich um ihn geweint,
doch ich hatte nichts mehr..
Zwei Männer traten durch meine ätherische Gestalt hindurch und ich erkannte einen von ihnen wieder als meine Leibwache. Sie trugen den Jungen zum nahegelegenen Friedhof und begruben ihn dort. Ich blieb noch lange, als sie wieder gegangen waren.
Der Mond erhob sich und es wurde Nacht.
Doch sein mildes Licht fiel nicht auf Todgeweihte..
Es war dieselbe Nacht, in der ich durch einen Brief, den meine Leibwache abfing, erfuhr, dass ich das Opfer einer Intrige meiner ehemals treuen rechten Hand Larissa Thaler geworden war. Anders, als ich befürchtet hatte, war sie eben nicht vom Kanzler festgenommen worden war, sondern hatte stattdessen mit ihm kollaboriert, um Hohenlob endgültig von der „dämonischen Hexe“ zu befreien, die hier ihr Unwesen trieb.
Und noch heute erzählen die Dorfbewohner manchmal von mir, warnen Reisende, sich des nachts in den Wald zu wagen und schrecken ihre kleine Kinder mit meiner Geschichte..
Der Geschichte einer Frau, die über dunkle Pfade gegangen war und noch heute manchmal nachts über den Hexenteich wandelt, auf der Suche nach dem, was sie einst verloren..
und doch niemals Frieden finden wird..
- Neandra, Herrin von Hohenlob -